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Projekt „BILDENDE KUNST BRANDENBURG/BERLIN“ zur Ausstellungsreihe „NORD-SÜD-LINIE von der Ostsee bis zum Vogtland“ im Kunstverein Wiligrad e.V.

21. 08. 2021 bis 31. 10. 2021

Projekt „BILDENDE KUNST BRANDENBURG/BERLIN“ zur Ausstellungsreihe „NORD-SÜD-LINIE von der Ostsee bis zum Vogtland“ im Kunstverein Wiligrad e.V.

 

Friedrich B. Henkel

Dieter Zimmermann

Mona Höke

Clemens Gröszer

Sabine Herrmann

Theo Boettger

 

Ausstellungsdauer: vom 21.08.2021 bis 31.10.2021

Ort: Galerie Schloss Wiligrad

 

6 Positionen aus Brandenburg/Berlin

 

Die Kunstszenen in Brandenburg/Berlin erscheinen vielfach verknüpft und gleichzeitig äußerst verschieden in ihren Ausprägungen. So ziehen Künstler*innen aufs Land, um dort bessere Arbeitsmöglichkeiten, sprich Ateliers, zu finden und umgekehrt gehen junge Leute zum Studium und Arbeiten in die neue Kunst-Hauptstadt. Denn Berlin offenbart sich wie in den 1920er Jahren als ein spannender Schmelztiegel aktueller und hauptsächlich junger Positionen. Brandenburg hingegen, weniger als profilierte Kunstlandschaft zu erkennen – zumal es keine Kunsthochschule im Lande gibt – lebt vor allem von verstreuten „Einzelkämpfer*innen“.

 

Die markante Auswahl von 6 Künstler*innen aus Brandenburg und Berlin bezieht sich zurückblickend und vorausschauend auf die Arbeit des Kunstvereins Wiligrad e.V. Neben einem Wiedersehen mit Künstler*innen, die in den 30 Jahren die Aktivitäten des Vereins begleiteten, kommen ebenso neue Namen zum Tragen. Damit entspringt ein Spannungsbogen, der sich zugleich zwischen jüngeren und älteren, für die ostdeutsche Kunst charakteristischen Werkpositionen ausdehnt. Gezeigt werden künstlerische Handschriften, die sich vornehmlich mit dem tradierten, doch wie sich zeigt, unerschöpflichen Bildgeviert auf Leinwand oder Papier auseinandersetzen. Wobei dem verschiedenartigen Erscheinen von Figürlichkeit ein Hauptaugenmerkt gilt.

 

Aus Brandenburg werden drei Positionen vorgestellt: Das Werk des Bildhauers und Zeichners Friedrich B. Henkel (*1936) aus Bernau/Biesenthal markiert einen vielschichtigen Übergang zwischen Naturerlebnis und anthropomorpher Gestalt. Seine Figürlichkeit wächst aus den anregenden Gebilden von Felsen oder ganzen Landstrichen wie von selbst hervor. Dieter Zimmermann (*1942) aus Brahmow im Spreewald entwickelt seine unverkennbare Form der comicartigen Bildgeschichte. Sie folgt keinem Erzählmuster, sondern lebt von assoziativen Sprüngen wie aberwitzigen Verknüpfungen. Und sie spiegeln darin das große und kleine Welttheater, teils als absurd-wimmelnde, teils als nachdenkliche stimmende Figurenbilder. Die Malerei von Mona Höke (*1971) aus Cottbus lebt zu einem bedeutenden Teil von der vielschichtigen Begegnung zwischen grafischem Schriftzug und Pinselgestus. Wie das Schreiben sich aufzulösen vermag im farbigen Reich der Anzeichen und Malzeichen, geht das Bildlesen unmerklich über in Kontemplation.

 

Für Berlin stehen ebenfalls drei beachtenswerte Positionen: Die Werke des Malers und Bildhauers Clemens Gröszer (1951-2014) besetzen in der Berliner Kunst, insbesondere mit seinen Menschenbildern, nach wie vor eine starke eigene Position. Feinnervige Beobachtung verschwistert sich mit zeitgenössischem Glamour und bildet dergestalt, in altmeisterlicher Manier vorgetragen, ein changierendes Bildklima. Über die Jahre entwickelt Sabine Herrmann (*1961) mit selbst angerührten Pigmenten eine besondere Schichtentechnik. Ihre Bilder gewinnen atmende Struktur, die den Farben Leuchtkraft verleiht sowie in den Flächen Transparenz und körperhafte Tiefe entfacht. Der Malprozess bleibt als Überlagern und Nachtasten im Figürlichen pulsierend vor Augen. Der Künstler Theo Böttger (*1975) formuliert von der Farbe her, aber weniger im malerischen Vermischen, als vielmehr in Spur, Lineatur, Signal und Kontrapunkt, seine Kompositionen. Die Figur, in piktogrammartiger Variabilität, leuchtet auf oder entschwindet wieder schemenhaft im konstruktiv anmutenden Cluster, die gegenwärtiges Lebensgefühl einfangen.

 

Jörg Sperling

Kurator

 

Veranstaltungsort

Lübstorf